Puschen hatte zu Beginn des Jahres fast überschwänglich auf das Konzert der Twerps aufmerksam gemacht, welches sie im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kometenmelodien No. 46 ausrichten wollten. Das neue Album Range Anxiety erschien bereits im Januar dieses Jahres und fand in mir einen begeisterten Hörer und es macht einfach Freude, sich diesem “Jangle Pop” hinzugeben der sich stark an die 60´s anlehnt und so mancher Song erinnert mich an Velvet Underground (Love at First Sight, I Dont Mind, White as Snow, Back to You) Auch der abwechselnde Gesang von Julia McFarlande und Martin Frawley (toll) sowie die Gesangsharmonien, machen das Album so interessant für mich. Das Uncut Magazine bezeichnet sie als “the best new band in Australia” und ihr Longplayer erhielt durchweg positives Kritikerlob.
Mottoentsprechend sollen Kometenmelodien angeblich Euphorie beim Hörer auslösen, sobald sie Musik wahrnehmen, die so noch nie dagewesen ist. Das mag sicher für das Jahr 1974 und auf den Kraftwerk Song Kometenmelodie von der Autobahn LP zutreffen, doch in einer Zeit, wo fast alles schonmal dagewesen ist und den x-ten Aufguß in schier unendlichen Variationen erlebt, ist das nur schwer vorstellbar und trotzdem begab ich mich, wie immer, erwartungsvoll an den ehemaligen Wriezener Bahnhof um womöglich doch (live) überrascht zu werden.
Nachdem die in Berlin ansässige Band Milwalkie recht passabel mit Ihren shoegazigen, atmosphärischen Melodien die noch überschaubare Menge an Besuchern unterhalten hatte, füllte sich die Kantine gegen 22 Uhr rasch als die 4 Australier die Bühne betraten.
Der Gig begann für mich etwas schleppend und ihr fühl-und sichtbarer LoFi Charme war auch bei den ersten Songs hörbar. Es rumpelte so dahin und die ersten Nummern wollten zunächst nicht so recht greifen. Manches wirkte ein wenig zerfahren und noch nicht richtig eingespielt. (“this is Keyboard Song [ Julia]”)
Das das Effektgerät des Sängers und Gitarristen Martin Frawley nun auch noch den Geist aufgab war nicht weiter schlimm ( rasch stöpselte er seine Fender direkt in den Verstärker) jedoch war eine fast entschuldigende Ansage ob der Qualität des Auftritts/Sounds (“it is not the record, it is live”) nach Back to You von Julia McFarlane (Gesang, Gitarre, Keyboard) fast symptomatisch für den Beginn des Konzertes, den offensichtlich auch die Band nicht zufriedenstellte.
Chim Chim Cher-ee
Doch, mit längerer Spieldauer, entwickelte sich der Abend noch zu einem guten Konzert. Das lag vorallem an Julia Mc Farlane. Als ich Sie auf die Bühne kommen sah, lag eine große Ernsthaftigkeit in Ihrem Ausdruck. Etwas burschikos nicht minder charmant, erinnerte Sie mich im Verlauf des Abends immer mal wieder an die gute alte Mary Poppins. Sinnbildlich “scharrt” Sie, in diesem Fall ihre 3 männlichen Mitstreiter, hinter sich, spielt eine tolle Lead-Gitarre, singt mit dieser leicht kindlich anmutenden Stimme und steuert mit Ihrem Keyboard auch die netten Melodien bei und hält den Laden sozusagen harmonisch zusammen. Ich finde gerade auch Ihre Songs sehr sympathisch (Stranger, Shoulders). Insbesondere Adrenaline ist einer dieser Songs, der nach meinem Dafürhalten zumindest auch melodisch in den Film von 1964 gepasst hätte.
Nach einer Dreiviertelstunde war die Geschichte schon auserzählt und nachdem die Besucher nicht aufhören wollten zu applaudieren, kamen die 4 für eine Zugabe zurück und das, obwohl die Band, wie sie nicht vergaßen zu erwähnen, sonst keine Zugaben spielt.
Ich war am Ende zufrieden mit dem Konzert jedoch euphorisch?
Am Merchstand gab es noch für freundliche 10 Euro die Range Anxiety als LP zu kaufen und mit einem Dankeschön für den Abend drückte ich Julia Mc Farlane den Schein in die Hand. Ganz “Rollenfest” erwiderte Sie das mit einem netten aber schmallippigen Lächeln.
Twerps sind an diesem Abend nicht verglüht. Jedoch mit Helligkeit nach oben.
Hier die Setlist: