Tom, Teil der Berliner Rocktours-Fraktion der ersten Stunde, blickt auf ein umfangreiches Konzertjahr zurück. Bei Ihm standen 2012 auf dem Plan unglaubliche:
- 66 Bands/Künstler
- 30 Auftrittsorte
- 4 Festivals ( ATP London, Berlin Festival, Torstraßenfestival, Pias Nite)
- 2 Städte
- Unzählige Supports!
- Hunderte Fotos!
- Unendlich viele Eindrücke!
Rückblick.
Wertungen.
Rankings.
Am Besten.
Weniger gut.
Immer wieder.
Nicht nochmal.
Gerecht?
Erster Platz.
Doch „nur“ Fünfter.
Richtige Entscheidungen.
Verblasste Erinnerungen.
12 Monate.
Jedes Jahr der gleiche „Mist“. Ich tu mich schwer damit! Kann ein Konzert aus dem Januar die gleiche Wertschätzung erhalten wie eines vor Wochenfrist? Hat nicht (fast) jedes Konzert seine unvergessenen Momente und ist deshalb einzigartig? Warum muss man unbedingt „Top 5+“ Bewertungen erstellen, anstatt es bei einem „war großartig“, „war gut“, „war außergewöhnlich“, „fand ich fürchterlich“, „war totaler Mist“ usw. zu belassen?……..neeeeein, so einfach ist das hier nicht, Plätze und Platzierungen müssen her! Alles und jeder wird bewertet.
Nun gut!
Um mich dem – wie so üblich- alljährlichen „Wertungsmarathon“ nicht gänzlich zu verweigern, habe ich mir Listen ausgedruckt, gezählt, bestimmt verzählt, mich erinnert…….mir die Konzerte „augal“ und „ohral“ nochmals vergegenwärtigt, meinen Erinnerungen „freien Lauf“ gelassen, habe abgewogen, verworfen, hinterfragt, abgeglichen, gewertet und noch viel mehr. Also all das, was ich eigentlich nicht tun wollte!
Kann ein großartiger Festival Gig „besser“ sein als ein Konzert in einem Club vor 70 Mit-Enthusiasten? Sollte ich nicht doch lieber „Kategorien“ einfügen? Blockbuster, Club, Festival? Fragen über Fragen.
Ich habe keine Lust auf „kaskadierte Listen“, seziert bis ins kleinste Detail. Nö. Ick nich!
Okay, also nun genug der Jammerei, des Zweifelns, des Haderns, des „Ich weiß aber nicht wie“.
Schluß jetzt!
Die Auftritte der erwähnten Bands/Künstler habe ich alle komplett gesehen, also vom „Hello, we are…” bis “ It was magic tonite, thank you sooo much and bye for now and cu soon“
Nunja, ihr wisst schon, all der übliche, sich immer wiederholende „Kram“ der auf den Gigs allabendlich dem Publikum von der Bühne aus entgegengeworfen wird;-)
„Here we go!“ (© Roger Waters);-)
Top 5 + Konzerte 2012
Platz 1: Codeine @ ATP London 26.Mai 2012 und im Festsaal Kreuzberg 29.Mai 2012
Meine Organisation war gelungen, die Kraniche ließen mich nicht im Stich und somit konnte ich nach dem ATP Beach House am 27.05. in der Volksbühne sehen und Codeine erneut im Festsaal Kreuzberg 3 Tage später.
Steve Immerwahr´s Stimme zieht mich bei jedem Hören immer wieder in den Bann! Diese Zerbrechlichkeit, Intensität, Authentizität mit der er seine knappen aber nicht minder berührenden Texte singt, rufen bei jedem Hören in mir, eine tiefe Zuneigung zu den Songs hervor. Und sein Bassspiel erst, hervorragend. Dazu die präzise Lässigkeit eines Chris Brokaw hinter den Drums, die „schneidende Klarheit“ und Brillianz von John Engle an der Gitarre sind einfach unverwechselbar. Die Slow Core Helden von vor über 20 Jahren haben 2012 für mich die 2 besten Konzerte gegeben.
Auch nach einem fast 20 jährigen Hiatus wirkte die Band frischer denn je, grad so, als wäre Sie nie weggewesen. Eingespielt. Punktgenau. Unverwechselbar. Einmalig. Hochaktuell. Unvergessen!
Leider werden Sie, so wie es scheint, keine weiteren Konzerte in Ihrer Karriere geben. Das ist sehr bedauerlich. Ich warte aber auch (gern) weitere 20 Jahre und bin mit Sicherheit, wenn auch nicht mehr ganz vorn, wieder mit dabei. Hoffe ich! :-)
Platz 2: Godspeed You!Black Emperor @ SO 36, 2nd Nite, 9.November 2012
Nach dem „Rausch“ des ersten Abends, der mir ebenso haften blieb, hat der 2. Abend nochmals alle Erwartungen übertroffen. Drones, Gitarren, Bass, Feedbacks, Drums, Percussion, Violine, Knöpfe, Pedalboards, Wah-Wahs, Loops, Kontrabass, Videos, kein Gesang uvm mögen für einige zunächst verwirrend und uninteressant wirken, doch wie GY!BE dieses Geflecht aus scheinbarer „Unstrukturiertheit“ zu melodiösen Kompositionen konsequent zusammenfügt ist immer wieder einzigartig, einnehmend und mitunter bedrohlich zugleich. Insbesondere Live! Man hat den Eindruck, dass es genauso klingen muss, es vorab haargenau durchdacht, endlos geprobt wurde, der eine (Song)- Abschnitt in den anderen übergreifen muss! Spannungsbögen der mitunter bis zu 20-45 min währenden Kompositionen, werden gekonnt geschlagen und der exzellente Sound im Esso machten diesen Abend so unvergleichlich! Silber!
Platz 3: Jack White @ Tempodrom, 26. Juni 2012
Hellblau! Schwarz! Anzüge! Vorhang! Farben! Scheinwerfer mit JW III Logo! Corporate Design! Perfekt inszeniert und in Szene gesetzt, bis hin zum Plektron!
Ein wenig enttäuscht war ich zunächst schon, dass Jack nicht mit der „Female Band“ ( The Peacocks) auftrat, sondern an diesem Abend seine „Male Band“ (The Buzzards) ins Tempodrom mitgebracht hatte. Doch die Enttäuschung war binnen Minuten verflogen.
„Black Math“ verfing sich noch im „Nachhall“ am nahe gelegenen Anhalter Bahnhof als „Mütze“, der kraftvolle Drummer der Buzzards, den zweiten Song des Abends , „Freedom at 21“, „eintrommelte“ und Jack nahtlos mit dem „Jahrzent-Gitarren-Akkord“ das erste Stück von seinem exzellenten Solo Debüt „Blunderbuss“ anstimmte, ja, da war es –wie man so schön abgedroschen sagt- um mich geschehen.
Auch an diesem Abend zeigte er uns, dass er einer der größten Musiker unserer Zeit ist!
Von „Blunderbuss“ spielte er 9 von 13 Songs. Zurecht!
Die White Stripes Songs in vollem Gewand mit einer komplette Band entfalteten eine Wucht, die Ihren Ursprung jedoch nicht vergessen ließen und ebenso würdevoll dargeboten wurden, „Cut like a Buffalo“ von The Dead Weather -schon immer eine tolle Nummer- wurde hier förmlich „zersägt“ und erstrahlte im fantastischen JW III Gewand. Großartig! Mit „Steady as she goes“ seiner Raconteurs rundete er die „JWIII Bandretrospektive“ ab und nach knapp 85min schauten wir uns an und richteten uns die Haare! Was für ein Orkan! Danke Jack!
Bronze! Mit Blick zu den vorderen Plätzen ;-)
(Hier mit den Peacocks und der wunderbaren Carla Azar (barfuß) am Schlagwerk, seufz :-)
Platz 4: Lambchop @ Apostel-Paulus- Kirche, 3. November 2012
Kurt! Nach dem guten Konzert im Babylon vom Februar, war die Wahl der Apostel-Paulus- Kirche in der Klixstrasse als Auftrittsort willkommener Anlass, Lambchop erneut zu besuchen. Die Wiedersehensfreude war groß und innig.:-) Dazu Reihe 1, es konnte nur noch wunderbar werden. Lambchop enttäuschte nicht und das ausverkaufte Konzert „fesselte“;-) (Sorry Gott;-)) uns von Beginn an und der würdevolle Rahmen einer Kirche machte diesen Abend so einzigartig. „Mr. M“ wurde fast in Gänze gespielt und auch die Setlist war in Teilen anders als im Babylon. Schön! Die Band harmonierte als Ganzes, war angenehm bescheiden, musikalisch ausgewogen, sanft und präzise. Der Sound in Reihe 1 war großartig und in den sehr leisen Momenten des Konzertes, konnte man den Atem der Besucher förmlich erahnen. Ein sehr respektvolles Publikum. Fein! Kurt mit seiner unverwechselbaren Stimme und seiner spürbaren Herzlichkeit verzauberte die Besucher merklich. Zugaben, Hingabe, Applaus, Blumen, Autogramme! „Leider nur“ 105min!
Amen! :-) Toll wars!
Platz 5: Mogwai @ Alexandra Palace, London, ATP Festival, 26.Mai 2012
Nun gut, die Erwartung war groß, ich meine, was „die Floyd´s“ 1967 und Led Zeppelin 1972 im „Ally Pally“ abgeliefert haben, verpflichtet natürlich alle nachkommenden „Generationen“ ;-)
Die Sonne stand hoch, der Blick über London war fantastisch und das altehrwürdige Gebäude war ein großartiger Rahmen für das ATP.
Mogwai, der Kurator des 26.Mai, kam gegen halb zehn auf die Bühne und eröffnete überraschend mit SINEWAVE von Rock Action was natürlich ein Knaller war! Wunderbare Versionen von Ithica 27o9, Stop coming to my House, Jim Morrison, Rano Pano, Mogwai Fear Satan, How to be a Werewolf, Travel is dangerous und Batcat ließen die 90min zu einem großen Ereignis werden. Die Spiellaune war Ihnen deutlich anzusehen und Stuart „tänzelte“ auf der Bühne wie selten zuvor. Trotz 11 h Musik am Stück, Hitze, gesättigter Luft, K.O.ness, klebrigen Böden, Rücken und Füße, erfüllte Mogwai alle Erwartungen und ließ die „kleinen Nebengeräusche“ für die Zeit Ihres Auftritts vergessen.
Das Mogwai auch immer eine physische Herausforderung sind, wurden an diesem Abend mehr als deutlich, es war unbeschreiblich laut. Bei 2 Rights Make 1 Wrong dachte ich, ich werde -trotz Ohrschutz- nie wieder hören können. Es sollte sich, Gott sei Dank, nicht bestätigen!
Ihre britischen Kollegen wären stolz auf sie gewesen;-)
Platz 6: Sehr gute und außergewöhnliche Konzerte, immer wieder gern live, bleibende Erinnerungen, jedes für sich berührend…….. die auch Top 5 Potenzial haben, doch ich musste mich ja entscheiden;-)
Wenn es „systemrelevant“ und von „allgemeinen Interesse“ sein sollte, kann ich gern zu dem einen oder anderen Gig auch kurz einen Dreizeiler verfassen.
Die Nummerierung ist rein willkürlich und stellt keine Wertung dar.
- Mono@Babylon ( Platz 5 a;-))
- Do Make Say Think@Lido (Platz 5b;-))
- The Black Keys @Arena (Platz 5 c;-))
- Mietminderung@Zosch
- Radiohead@Wuhlheide
- Sigur Ros@Berlin Festvial
- Dirty Three@Alexandra Palace, London, ATP Festival
- Tindersticks@Volksbühne
- Wild Flag@Lido
- I Am Kloot@Pias Nite, Postbahnhof
- Alabama Shakes@Magnet und@Astra
- Franz Ferdinand@Berlin Festvial
- Veronica Falls@Berghain Kantine
- Ef@Cassiopeia
- Beach House@Astra
- Mittekill@White Trash Fast Food Torstrassenfestival
- Kill it Kid@Comet
- Band of Skulls@Bi Nuu
- Lee Ranaldo@Lido
- A Whisper in the Noise@Schokoladen (Mai)
- This Will Destroy You@Lido
- Lower Dens@Berghain/Kantine
- Super 700@Roter Salon
- Godspeed You! Black Emporor, 1stNite@SO 36
- Esmerine@HBC
- 17 Hippies@Kesselhaus
Platz 7: Ein gutes Konzert! Mit den „üblichen Höhen und Tiefen“.
Auch hier ist die Nummerierung rein willkürlich und hat keinen „Wertungscharakter“
- I Break Horses@Comet
- Memoryhouse@Magnet
- Big Deal@Comet
- Julia Holter@Bergahin/Kantine
- The Antlers@Berghain
- Michael Kiwanuka@Berlin Festival
- Django, Django@Berlin Festival (erster D-Aufritt überhaupt)
- Noel Gallagher@Max –Schmeling Halle
- Eno@Schololaden
- Kid Ikarus@Schokoladen
- Dissapears@Lido
- Beach House@Volksbühne
- Lower Dens@Westgermany
- Smoke Fairies@Roter Salon
- Condre SCR@Saarbrücker 23
- Tides from Nebula@Cassiopeia
- The XX@Admiralspalast
- Me and my Drummer@Heimathafen Neukölln
- Lambchop @Babylon
- A Whisper in the Noise@Schokoladen April
- Kraftklub@Berlin Festival
- Of Monsters and Men@Berlin Festival
- Two Chicks and a Beer@White Trash Fast Food Torstrassenfestival
- Mudhoney@Alexandra Palace, London, ATP Festival
- Cro@Berlin Festival
- Plan B@Berlin Festival
- Lisa Hannigan@Pias Nite
Platz 8: Habe ich mir angeschaut. Womöglich trage ich zukünftig mein Geld eher in Richtung Platz 7
- Gisbert zu Knyphausen@Pias Nite
- Digits@Schokoladen Torstrassenfestival
- Touchy Mob@Kaffee Buger Torstrassenfestival
- Tocotronic@Berlin Festival
- Bonaparte@Berlin Festival
- Shandy Mandies@Schokoladen Torstrassenfestival
- Harvey Milk@ Alexandra Palace, London, ATP Festival
- The Soundtrack of our Lives@Berlin Festival
Platz 9: Lasse ich beim nächsten mal sicher sausen:
- Chavez@ Alexandra Palace, London, ATP Festival
- Mohawk Lodge@Z-Bar Torstrassenfestival
- UMA@W. Prassnik Torstrassenfestival
- Little Dragon@Berlin Festival
- Floor @ Alexandra Palace, London, ATP Festival
Fazit
„Der Live- Moment ist unersetzbar“
Das besondere ist jedoch, dass ich die Mehrzahl der Konzerte mit Freunden teilen kann, denen Musik und das Liveerlebnis genauso viel bedeutet wie mir.
Und als Nichtraucher all das für ca.2,50€/Tag, was wesentlich gesünder ist, um nur mal einen Grund anzuführen;-)
Auf gute Konzerte 2013!
Alle Fotos © TM
Irre Liste, aber ein Konzert fehlt Dir in Deinem grandiosen Konzertrückblick. Du warst doch am 8.Oktober beim Konzert von „The Reverend Peyton’s Big Damn Band“ live im Bassy vor Ort.
Thomas, vielen Dank für den Beitrag, der in Sachen Beschreibung und Bebilderung keine Wünsche offen lässt. Gerne wieder! Die nächsten Termine stehen ja schon.
Meine persönlichen Favoriten 2012 in Kurzform:
Alben:
1. Jack White – “Blunderbuss”
2. Gravenhurst – “The Ghost in Daylight”
3. Leonard Cohen – “Old Ideas”
4. Calexico – “Algiers”
5. Bob Dylan – “Tempest”
(weitere Favoriten:
Cat Power – “Sun”
Fiona Apple – “The Idler Wheel…”
The Mynarbirds – “Generals”
Dan Stuart – “The Deliverance of Marlowe Billings”
Konzerte:
1. Jack White, 26.06.12, Tempodrom, Berlin
2. Bob Dylan, 02.07.12. Zitadelle Spandau, Berlin
3. Radiohead, 28.09.12, Wuhlheide, Berlin
4. Gravenhurst, 25.06.12, Magnet, Berlin
5. Ben Kweller, 06.11.12, Postbahnhof, Berlin
Lieber Henning,
hab dank für deine schönen Zeilen und was wären die Rückblicke und Emotionen ohne dich, integraler Bestandteil der Konzertreise im letzten Jahrzehnt:-) und natürlich auch Arne und ich hoffe er liest das auch- big ol´moonie:-) was wären all die Gigs ohne die prä-und post-Fachsimpelei unter uns (und moonie).
Auf viele weitere gute Gigs in den “10ern” und auch sonst :-)
Ersten Ereignisse schimmern bereits schon im “Neonlicht”;-) hö, hö. hö:)
Beste Grüße
Tom