LNZNDRF (sprich: Lanzendorf) ist ein Projekt um Ben Lanz (Beirut) und Scott und Bryan Devendorf von der großartigen Rhythmusgruppe bei The National. Die 3 Musiker kennen sich schon länger und haben- sofern sie Zeit hatten- zusammen Musik gemacht. Im vergangenen Jahr schlossen sie sich für 2,5 Tage in eine Kirche in Cincinnati (OH) ein um das Album aufzunehmen. Dieses erschien nun im Februar und als bekennende Fans von CAN und NEU! wandert Ihre Musik von Krautrock, psychedelischen Noise bis hin zum (Electro)-Pop.
Zur Veröffentlichung ihres selbstbetitelnden Debüts, kamen sie für 5 Konzerte nach Europa, wobei 3 davon in Berlin stattfinden sollten. Wie schon Sophie Hunger im vergangenen Jahr, spielten LNZNDRF Ihre Konzerte in Berlin in drei unterschiedlichen Clubs dieser Stadt. Eine feine Idee. Den „wahren“ Grund warum LNZNDRF überhaupt ein Album aufgenommen haben, verriet uns Ben Lanz am dritten Abend im Cassiopeia.
Der Sigge Rocktours Express hatte sich für die beiden letzten Shows in der Berghain Kantine und im Cassiopeia entschieden und beide Abende waren gut besucht, jedoch nicht ausverkauft.
Mit Hypno-Skate eröffneten sie die Konzerte und mit dem „Signatursound“ setzte das Trio (welches durch einen weiteren Musiker an Synth/Effekte/Loops live ergänzt wurde) gleich den musikalischen Rahmen, der fortan beherrschend sein sollte. Treibende Motorik- Rhythmen die durch Bass, Gitarre, Synth und Effekte ergänzt und zu erhabenen Soundgebilden und Collagen geformt wurden. Besonders eindrucksvoll war für mich- wie schon bei The National – „Mr. Präzision“ Bryan Devendorf am Schlagzeug. Es ist bemerkenswert , mit welcher Akkuratesse und scheinbaren Leichtigkeit er den Beat schlägt und den Takt angibt (und hält) , so als wäre der Drummcomputer neben seinem Kit ausgeschaltet. So z.B. zu Beginn bei Hypno Skate, als er den Rhythmus der Maschine aufnimmt und dazu -schier unendlich lang- schnell und exakt trommelt. Das ist sehens- und hörenswert. Die „Mensch-Maschine“.
Ben Lanz (Gitarre) überzeugte auch am Mikro und ich finde die Stimme, welche auch ins Falsett fällt, sehr angenehm und die Songs (z.B. Mt. Storm, Kind Things) sind sehr gute und eingängige (Pop)-Ergänzungen neben den instrumentalen Stücken der Platte und funktionieren live wunderbar.
Bei Ihrem besten Song der Platte Beneath the Black Sea, blieb kein Bein ruhig und der Körper schwang im Rhythmus fühlbar mit. Scott Devendorf am Bass hatte sichtlich Freude, dass Stück mit Ben Lanz singen zu können und man merkte ihm den ganzen Abend an, welchen Spaß er an diesem Projekt haben muss um womöglich ohne die „National-Fesseln“ groß aufspielen zu können. Toll!
Ihr Album, welches 8 Tracks und 41 Minuten umspannt, wurde in geänderter Albumreihenfolge komplett gespielt und die Songs wurden allesamt ausgedehnt, so dass nach fast 70 Minuten das Konzert zunächst sein Ende fand. Doch weit gefehlt.
Marcus Hamblett, der als „Vorband“ von LNZNDRF dabei war, kam auch auf die Bühne und mit einem furiosen „Impro-Krautrock“ gaben sie in der Berghain Kantine mit fast 40 Minuten eine Zugabe. Großartig! Das gleiche wiederholten sie im Cassiopeia, wenngleich es dort „nur“ zu knapp 25 Minuten gereicht hat.
Eine sichtbar gerührte Band, die sich nach dem Konzert im Cassiopeia freudig in den Armen lag, dankte dem Berliner Publikum und signierte herzlich Ihre Schalplatte, die es als Clear Vinyl zu kaufen gab. Es ist spürbar, dass sich die drei musikalisch sehr gut verstehen und ergänzen und hoffen wir, dass es noch mehr Musik von Ihnen in Zukunft zu hören gibt.
Und Ben Lanz? Er hat uns verraten, dass der wahre Grund ein Album aufzunehmen der war, dass sie „unbedingt in Berlin“ spielen wollten. Das klang durchaus überzeugend („so strange as it sounds“) und die 3 Abende werden nicht nur dem begeisterten Berliner Publikum in Erinnerung bleiben. Gern wieder!