Auf dem Rückweg aus Essen noch schnell auf der Party eines Freundes vorbeigeschaut – die Wahl des 20 Uhr Konzertes erlaubte das nach knapp zwei Stunden Rückfahrt noch. Die üblichen Gespräche „Ach Kraftwerk – Konzert, cool – kommt ja auch seit Tagen hier im Radio.“ „Warst Du da nicht letztes Jahr schon“. „Ja, vier Konzerte in Wien, dies war nach Berlin, Amsterdam und Utrecht auch schon Nr. 4 in 2015 und in zwei Wochen nochmal Leipzig“. – Uppps , vergessen ich bin nicht mehr in SRT-Kreisen wie noch vor knapp zwei Stunden. Jetzt gehen wieder die Erklärungen los. Warum sieht man sich immer noch Kraftwerkkonzerte an, wenn es kein neues Album gibt, oder sich groß etwas ändert? Kurz in sich gekehrt. Inzwischen suchen wir Konzerte nach den speziellen Venues aus, in denen Kraftwerk auftreten. Von seelenlosen Multifunktionshallen haben sich Kraftwerk schon vor vielen Jahren verabschiedet. Inzwischen spielt man in Museen oder anderen architektonisch reizvollen Gebäuden, die nicht zwangsläufig für ein „Popkonzert“ gedacht sind. Die Maximierung der möglichen Zuschauerzahl ist bei der Saalwahl keine Zielgröße. Lieber schiebt man ein paar Mitternachtsshows und Zusatztermine nach, um die gewaltige Ticketnachfrage irgendwie zu befriedigen.
David Gilmour hat auf den beiden letzten Touren auch Wert auf ungewöhnliche Spielorte (die Arena Oberhausen war dem deutschen Septemberwetter geschuldet) gelegt, die dem Konzertgänger eindrücklich im Gedächnis bleiben. Ein erfreulicher Trend.
Durch die Wahl ungewöhnlicher Konzertorte schaffen es auch Kraftwerk immer wieder verschiedene Konzerterlebnisse zu schaffen. Das Konzert in der neuen Nationalgalerie unterschied sich drastisch von dem Konzert im Paradiso Amsterdam. Kunstvernissage-Publikum in Berlin – Konzertpublikum in Amsterdam. In Utrecht feierte man die Grand Depart der Tour de France und sah abends noch ein Kraftwerk Konzert.
Während man bei anderen Künstlern Besonderheiten eines Konzertes anhand der Länge eines Gitarrensolos, der Stimmung auf der Bühne oder einer komplett umgeworfenen Setlist festmacht, sind es in einer perfektionistischen und eventuell sterilen Kraftwerk-Show die kleine Fehler und menschliche Reaktionen der Menschmaschine, die den Betrachter verzücken. Oder eben unerwartet seltene Stücke, die dann doch in der Setlist auftauchen, wie die Ätherwellen.
Auch die Essener Lichtburg, Deutschlands größter und traditionsreichster Kinosaal, trug zum besonderen Charme des Konzerterlebnisses bei. Heute Kraftwerk morgen wieder James Bond 007. Der Weihnachtsmarkt lies den von außen ehr tristen 50er Jahre Bau festlich erscheinen, im Inneren dann auch klassisches Kino- statt Multiplexfeeling. Ungewöhnlich nur die strengen Sicherheitskontrollen, die man sonst gar nicht von Kraftwerkkonzerten kennt. Aber auch die waren schnell vergessen, als es die Tour de France in der langen Version gab.
Setlist:
1. Nummern
2. Computerwelt
3. Heimcomputer
4. Computerliebe
5. Die Mensch-Maschine
6. Spacelab
7. Das Model
8. Neonlicht
9. Autobahn
10. Ätherwellen
11. Nachrichten
12. Radioaktivität
13. Electric Café
14. Tour de France 1983
15. Chrono
16. Tour de France 2003
17. Trans Europa Express
18. Die Roboter
19. Aerodynamik
20. Planet of Visions
21. Boing Boom Tschak
22. Techno Pop
23. Musique Non-Stop
Hallo Arne, wäre gerne dabei gewesen…
Wobei mir das Konzert in der Neuen Galerie in Berlin noch mehr gereizt hätte.
Aber gesternabend HeavyTones im Schiller Dank Musik-Kontor war auch nicht schecht.
Vielleich sehen wir uns mal hier zu unseren Soundthemen für die Möbel-Branche.
Gruß aus der villa marta
Niko