Ich hatte das Glück, Heather Nova noch auf dem – meiner Meinung nach – Höhepunkt ihres musikalischen Schaffens live zu erleben. Rückblickend muss man sagen, dass bereits mit dem Album Siren ein Stillstand zu erkennen war. Alles was danach kam war eine mir unverständliche Hinwendung zum Mainstream und Easy-Listening-Sound. Ob Sinneswandel oder von gierigen Plattenbossen dazu gedrängt mag dahin gestellt sein. Das Album South verärgerte zahlreiche Fans, da es durch eine Kopierschutz auf einigen CD-Playern gar nicht abspielbar war. Dabei war der Inhalt in meine Augen (und Ohren) der beste Kopierschutz.
Aber das kam alles später. An diesem 26. April 1998 war die Welt noch in Ordnung. Die Plattenfirma hatte eine kleine Promotour zum Erscheinen des neuen Albums organisiert, bei der das Album Siren im Rahmen kleiner Konzerte mit echten Fans der Presse vorgestellt werden sollte. Die beiden Deutschlandkonzerte waren schnell ausverkauft. Da ich damals auch als freier Mitarbeiter eine Zeitung tätig war, kam ich in den Genuss eines Platzes auf der Gästeliste (was übrigens nicht mein üblicher Weg ist um an Konzertkarten zu kommen. Abgesehen von diesem Konzert und einem Fish Konzert in Bielefeld, habe ich nie von meinen Presseverbindungen profitiert).
Nach einer Weile im Stau erreichte ich den Prime Club im verregneten Köln eine halbe Stunde vor Konzertbeginn. Am Eingang wurde ich auch gleich von der Pressebetreuerin der Plattenfirma begrüßt, die sich gleich darum kümmerte, dass ich auch erstmal ein Bier bekam. So machen Konzerte Spaß.
Neben einer Handvoll Journalisten waren rund 250 Fans anwesend. Ein gute Voraussetzung für ein gelungenes nettes Konzert, dass ich von vorne links an der Bühne erlebte. Teilweise stand ich sogar seitlich der Bühne, denn viel Platz war nicht im Prime Club. Das Konzert war zwar nicht gerade lang, bot aber eine gute Mischung aus einigen Stücken des neuen Albums und vielen alten Hits, darunter der großartige Live-Klassiker “Sugar“. Heather und Band genossen den Auftritt in diesem intimen Rahmen mit überwiegend Hardcore-Fans sichtlich.
Nach dem Konzert fing mich die Pressebetreuerin mit einem weiteren Getränk ab. Zusammen mit einer Kollegin aus Hannover unterhielt ich mich mit ihr über dies und das als ein Security-Mann kam, der gerade dabei war die Zuschauer langsam aber sicher aus dem Club hinaus zu bitten. “Haben Sie After-Show Karten? Wenn nicht, muss ich Sie bitten zu gehen.” Bevor ich etwas erwidern konnte , sagte die Pressebetreuerin schon fast entschuldigend “Ach, hab ich die Euch noch gar nicht gegeben?”. Somit waren wir auf der After-Show Party. Wir unterhielten uns blendend, futterten Lachshäppchen und plötzlich schob unsere Pressebetreuerin eine eine kleine, umwerfend aussehende und im ersten Moment fast schüchterene Frau zu uns rüber. “Darf ich Euch Heather vorstellen?”. Klar durfte sie das…