Arne, Henning & Tom on Tour - Konzerttagebuch

Kategorie: Jack White

Das Geschäftsjahr 2019

Fünf Lieblingsplatten in diesem Jahr:

Mit Inferno fügte Robert Forster in diesem Jahr seinem famosen Spätwerk ein weiteres, kunstvolles Kapitel hinzu. Mit lakonischem Witz und trockener Lässigkeit erzählt er auf den Punkt und schnörkellos. Ein netter Lou Reed – wenn es so jemanden überhaupt geben kann. Ein Lied für die Ewigkeit ist auch noch dabei: One Bird in the Sky.

  • Die Heiterkeit – Was passiert ist

Nach dem großartig-spröden Doppelalbum Pop und Tod I + II kehrt die Heiterkeit mit einer farbigeren Palette zurück – die Lieder kommen breiter instrumentiert und beschwingter daher. Die Stimmung: Heiter bis wolkig im Kontra-Alt – am Ende bleibt aber: “der Himmel ist jetzt ein Aschehaufen“.

  • Purple Mountains – Purple Mountains

Zehn Songs über die Düsternis in dir – groovig, süffig, bissig,  klar, bitter. Witzig und ergreifend wie nur was. Perfekte Popmusik.

  • Andrew Bird – My Finest Work Yet

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Das Geschäftsjahr Zwanzigachtzehn.

Fünf Favoriten auf dem Plattenteller:

Dan Mangan – More or Less. Abwechslungsreiche Platte mit bittersüß-kitschigen Balladen neben lakonischen Pop-Hymnen, hier und da durch frickelige Beats oder polyrhytmisches Getrommel flockig bewegt. Sehr geschmackvoll.

 

Daniel Blumberg – Minus. Moll-Piano, Schrammelgeige. Gitarren wie rostige Sägen. Neil-Young-Harvest-Ära-Stimmefarbe. Sehr unmittelbar und sehr bewegend zwischen Dissonanz und Wohlklang.

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Mit Gewalt eröffnet. Jack White in Berlin.

Eine neue Konzerthalle in Berlin. Von außen  an eine übergroßen Dunkin’ Donut-Filiale erinnernd, von Innen mit dem Charme ein Multiplex-Kinos. Der Konzertsaal selbst  ist sehr hoch und ein Raum ohne besondere Eigenschaften. Ton und Sicht einwandfrei, das ist ja das Wichtigste. Die Sanitäranlagen sind „für hohe Gleichzeitigkeiten“ bemessen – der Laden ist schon ganz OK. Beim rausgehen musste ich am Treppen-Nadelöhr unweigerlich an einige Staus in der Columbiahalle denken…- kann ja noch werden. Deutlich mehr Charme und Atmosphäre verströmt erwartungsgemäß das liebgewonnene und etwas kleinere Tempodrom. Über die „Urban-Entainment“-Konsumvorhölle vor der Tür verliere ich an dieser Stelle kein weiteres Wort.

Als Vorband trat die Berliner Gruppe Gewalt auf – ein mutige aber auch passende Wahl. Dabei wurden im Widerschein einer blauen Rundum-Leuchte über fett-technoid anmutende Beats und schroffe Dröhngitarren Parolen wie „Das neue Gold heißt Pfand!“ und „Ihnen droht Obdachlosigkeit,…Ob-dach-los-ig-keit!“ proklamiert. Zur Einweihung einer Halle deren Geld- und Namensgeber ein multinationaler Versicherungskonzern ist, hatte das natürlich einen gewissen Charme. Für ästhetisch und und musikalisch strenge Konzepte ist ja auch der Protagonist  des Abends bekannt.

Die Mobiltelefone wurden für diesen Abend zum Zwecke der Konzentration aufs Wesentliche in grüne Filztäschlein verbannt – ein interessantes und aus meiner Sicht erfolgreiches Konzept. Vielleicht gibt es künftig ähnliche Lösungen für die Besucher, die, sobald ein etwas leiserer oder langsamerer Song kommt, immer unbedingt ihre Nachbarn lautstark volllabern müssen? Nur so ein Gedanke.

Jack White begann auch gewaltig mit einer Schrammelrock-Orgie über wüsten Beat der Ausnahmetrommlerin Carla Azar. Vor seiner selbst verordneten Konzertpause waren Whites Konzerte durch Besetzungen mit Geige und Steel–Gitarre  aufgefallen. Nun hat er sich einen vermeintlich moderneren Sound verordnet und tritt – neben der extrem kompakten Rhythmusgruppe zu seiner rechten – mit zwei Tastenmännern auf, die fetteste Synthesizern und Sample-Pads bedienen. So erhebt sich ein fetter Schweinerocksound, bei dem die Orgel manchmal die zweite Gitarre ersetzen und die erste auch mal wegdrücken statt einzurahmen. Manchen Songs seines Best-of-der-ganzen -Karriere-Programmes  tut das besser als anderen.

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Take your Time – Jack White in der Alten Oper in Frankfurt.

Alte Oper FrankfurtOb mit den White Stripes, den Raconteurs, den The Dead Weather – Konzerte unter Mitwirkung von Jack White sind bislang immer ein Erlebnis. Das einzige Deutschland-Konzert seiner Tour zum aktuellen Album Lazaretto fand in der Alten Oper in Frankfurt statt. Der opulent verzierte, neobarocke Prachtbau überrascht im Inneren mit dem Charme einer 80-er-Jahre-Kongresshalle – die Holz-Vertäfelungen erinnern an westdeutsche Sparkassenfilialen und an der Saaldecke funkeln Metall-Paneele in Waschmaschinentrommel-Optik. Weiterlesen

Mit Konzept und ohne Kompromisse. Jack White im Tempodrom.

Jack White Tempodrom Berlin

Jack White Tempodrom Berlin, Foto: Earlybird

Jack kam also mit den Jungs ins Tempodrom. Und spielte ein Konzert von dem noch lange zu reden sein wird. Mit ungeheurer Spielfreude und Lässigkeit stelle White sein neues Album „Blunderbuss“ vor und stellte die Songs neben eine Auswahl aus seinem schon jetzt umfangreichen Schaffen. Um es kurz zu machen: Wie White seine zahlreichen Einflüsse aus Rock, Pop, Soul, Psychedelic, Folk, Punk, Surf, Country, Garage an der gemeinsamen Wurzel des Blues packt und aufs neue verpflanzt, ist einzigartig, aufregend, und macht unheimlichen Spaß.

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