Schöne neue Welt: “Uber Eats Music Hall” heißt die praktische Halle mit dem Charme eines gehobenen Multiplex-Kinos am gruseligsten Platz der Stadt jetzt also. Soll uns heute nicht weiter stören. Die Sitze sind gut, die Raumluft angenehm und die Soundanlage perfekt eingeregelt. Der Ton ist sogar so überragend, dass der Rezensent der Süddeutschen Zeitung später herausgehört haben will, dass die zum Einsatz kommenden Rasseln wohl “mit getrockneten Koboldaugen” gefüllt sein müssen…
WeiterlesenKategorie: Berlin
All I Need
Ursprünglich wollten wir Air in Amsterdam sehen. Die Webseite des Paradiso brach beim Vorverkaufsstart allerdings zusammen. Auch für die Rückfalloption Berlin waren die Karten in wenigen Minuten schnell vergriffen. Keine Chance. Dann bemerkten wir auf der Seite des lokalen Veranstalters, dass weitere Termine nachgeschoben wurden. So buchten wir schnell Tickets für den zweiten Tag, noch bevor dieses (Zusatz-)Konzert offiziell von Air verkündet wurde.
Air Konzerte sind selten. Nur etwas mehr als 400 Konzerte listet setlist.fm seit der Bandgründung 1998 auf. Wir hatten das Glück, 2017 Air zusammen mit Kraftwerk zum Auftakt der Tour de France in Düsseldorf erleben zu dürfen. Sie nutzten dabei die mächtige PA von Kraftwerk, was die inneren Organe erbeben ließ. So basslastig war es an diesem Abend im Theater des Westens dann (leider) nicht.
WeiterlesenDies ist keine Übung: Roger Waters ist in der Stadt und bespielt zum wiederholten mal die uncharmante Mehrzwecke-Halle an der Warschauer Brücke, von deren Dach inzwischen ein kaum zu übersehender Mercedes-Stern prangt. Fast hat man den Eindruck, der gehöre dort als ironischer Kommentar hin, wenn Waters im Ledermantel zu seiner berühmt-berüchtigten Faschistenparodie aus dem letzten The Wall-Viertel ansetzt.
Klammert man Waters’ fragwürdige Engagements und seine verstrahlten Interviews einmal aus: Künstlerisch bietet er eine kraftvolle und gewohnt bildgewaltige Show mit einem satten Anteil an Pink Floyd Klassikern aus den – nach allgemeiner Auffassung – besten Jahren der Band. Insbesondere die zweite Seite von Wish You Were Here macht uns Freude, mit einem reduzierten Titelsong und dem drängenden Shine On You Crazy Diamond – Teil 6, bei dem Jon Carin an der Slide-Gitarre die Kohlen sicher aus dem Feuer holt.
More Games for May
Die Tickets für dieses Konzert kauften wir im November 2019, einige Wochen nachdem wir die zweite Auflage der Europatour von Nick Mason’s Saucerful of Secrets in Ulm und Amsterdam gesehen hatten. Schon bei diesem Leg zeigte sich eine gewisse Motivationsmüdigkeit im SRT-Team. Trotzdem war nach dem tollen Konzert im Vorjahr (2018) im Tempodrom die für 2020 geplante Show gesetzt, ebenso das Konzert an (floyd-)historischem Ort, der Halle Münsterland.
Die für den Mai angekündigte Tour trug den Namen „More Games for May“, als Anspielung auf das Pink Floyd Konzert am 12. Mai in der Queen Elizabeth Hall im Jahre 1967. In den ersten Tagen der Pandemie hofften wir noch darauf, dass „die Sache bis Mai ja durch sein sollte.“ Naja…
WeiterlesenEnttäuscht und grimmig schob ich meine unbenutzte Eintrittskarte über den Verkaufstresen der Konzertkasse. Völlig teilnahmslos und ohne jede wahrnehmbare Regung händigte mir die junge Dame mein Geld aus. Ihr Job war erledigt. Mir wurde bewusst, dass wir in diesem Moment kein gemeinsames Verständnis für „mein Problem“ entwickeln würden.
Wortlos verließ ich den Laden.
Madrugada, eine dieser “Sehnsuchtsbands”, hatten das Konzert in Berlin abgesagt. Sivert Hoyem, der charismatische Sänger und Frontmann der norwegischen Band, hatte beschlossen, die Band vorerst „auf Eis zu legen“. Nach dem Tod ihres Gitarristen Robert Buras im Jahr 2007 fehlte ein, wenn nicht gar der integrale Bestandteil der Band. Songschreiber und begnadeter Gitarrist in einem. Madrugada arbeiteten zu jener Zeit an ihrem fünften Studioalbum und entschieden sich dann doch, das Album zu vollenden und im Jahr 2008 zu veröffentlichen. Einer der bewegendsten und schmerzhaftesten Songs des Albums stammt aus der Feder von Robert Buras: „Our Time Won’t Live That Long”.
Seitdem sind über 10 Jahre vergangen.
Fünf Favoriten auf dem Plattenteller:
Dan Mangan – More or Less. Abwechslungsreiche Platte mit bittersüß-kitschigen Balladen neben lakonischen Pop-Hymnen, hier und da durch frickelige Beats oder polyrhytmisches Getrommel flockig bewegt. Sehr geschmackvoll.
Daniel Blumberg – Minus. Moll-Piano, Schrammelgeige. Gitarren wie rostige Sägen. Neil-Young-Harvest-Ära-Stimmefarbe. Sehr unmittelbar und sehr bewegend zwischen Dissonanz und Wohlklang.
Wir blicken auf ein ereignisreiches Konzert- und Musikjahr zurück.
Meine Top 15 Alben 2018:
- Marianne Faithfull „Negative Capability“
- Die Nerven „Fake“
- Daniel Blumberg „Minus“
- Spiritualized „And Nothing Hurt“
- Khruangbin „Con Todo El Mundo“
- Karies „Alice“
- Anna von Hausswolff „Dead Magic“
- The Brian Jonestown Massacre „Something Else“
- Tess Parks & Anton Newcombe „Tess Parks & Anton Newcombe“
- Thee Oh Sees „Smote Reverser“
- Kikagaku Moyo „Masana Temples“
- Klaus Johann Grobe „Du bist so symmetrisch“
- Big Red Machine „Big Red Machine“
- Fenster „The Room“
- Cavern of Anti Matter „Hormone Lemonade
Die spannendsten 40 Auftritte in diesem Jahr für mich:
WeiterlesenDas Pop Kultur Festival fand wie bereits im vergangenen Jahr in der Kulturbrauerei an der Schönhauser Allee statt. Für mich der beste Platz für dieses Festival, welches bereits an verschiedenen Orten der Stadt ( Berghain, Neukölln) ausgerichtet wurde.
Die Vielfalt der Konzertbühnen aber insbesondere die räumliche Nähe der einzelnen Auftrittsorte, machen dieses 3 Tage Festival- neben der Programmvielfalt- zu einem besonderen Erlebnis im nicht armen und umfangreichen Berliner Kunst-und Kulturkalender.
Der Sigge-Rocktours Express hat in auch in diesem Jahr verschiedene Konzerte besucht.
The Brian Jonestown Massacre sind in diesem Jahr auf einer umfangreichen Welttournee die bereits im Frühjahr in den USA begonnen hat und in Australien und Neuseeland fortgesetzt wurde. Auch am anderen Ende der Welt erfreut sich die Band um Ihren Anführer Anton Newcombe seit jeher großer Beliebtheit.
Ausverkaufte Shows sind die Regel und auch zu großen und bekannten Festivals werden „die BJM“ regelmäßig eingeladen.
Mit zwei neuen Plattenveröffentlichen in diesem Jahr ist der kreative Output des seit Jahren in Berlin lebenden Anton Newcombe scheinbar unerschöpflich, zumal eine weitere VÖ mit Tess Parks kurz bevorsteht. Alle Alben werden grundsätzlich in seinem Studio in der Nähe des Berliner Nordbahnhofs eingespielt und aufgenommen.