Ende Oktober beginnt der terminliche Jahresendspurt und es wird eng im Kalender. So musste der traditionelle Bob Dylan Konzertbesuch in Berlin in diesem Jahr durch eine Stippvisite einer halbierten SRT-Abordnung in der Düsseldorfer Phillips –  pardon: Mitsubishi Electric-Halle –  ersetzt werden.

Wie seit einigen Jahren auch bei Bob Dylan üblich: Handyverbot auf dem Konzert, daher diesmal wieder keine Bilder. Was war anders im Vergleich zum letzten Besuch in Berlin. Die Tour heißt weiterhin „Rough and Rowdy Ways“, die Setlist bleibt strukturell gleich bei 17 Songs, 9 davon vom gleichnamigen Album wie schon 2022 in Berlin. Zugaben werden nicht gesondert ausgewiesen. Auch wenn das Saallicht nach Every Grain of Sand noch lange aus bleibt, kommt niemand zu einer Zugabe auf die Bühne zurück. Immerhin 115 Minuten dauerte das Konzert.

Das Lichtkonzept hat sich noch weiter vereinfacht. Sechs große und sechs kleine Filmscheinwerfer stehen auf der Bühne, gehen Anfangs an, geben warmes Licht, bewegen sich nicht und gehen zum Ende des Konzerts wieder aus. Das wars.

Die Show scheint sich immer weiter zu reduzieren. Die Hymne zu Beginn, die mit den markanten Worten: “Please welcome: Columbia recording artist: Bob Dylan!” gibt es schon seit Jahren nicht mehr und den Oskar samt Nobelpreis sahen wir zuletzt in Bielefeld

Bob steht diesmal hinter einem Flügel, keinem Piano, sitzt teilweise um bei ein oder zwei Stücken Slide-Guitar zu spielen.

Das Konzert beginnt mit All Along the Watchtower  und It Ain’t Me, Babe um dann wieder mit I Contain Multitudes in das 2022er Raster zu verfallen. Die Setlist scheint aktuell festgemeißelt zu sein, nicht so wie früher, als Bob nach zwei bis drei festgelegten Stücken spontan auf der Bühne entschied, welchen Song er nun spielt. Dafür scheint er zwischendurch Noten- oder Textblätter auf dem Flügel zu sortieren.

Zwischendurch lobte oder erwähnte er einige Bandmitglieder, eine Bandvorstellung als solches entfiel heute. Die Band trägt ihn durch den Abend, spielt um ihn herum, wenn er Songfetzen ins Mikro murmelt, das er nicht immer dahin hält, wo es seine Stimme am besten empfängt und verstärkt. Das muss man lieben (wir tun es), ansonsten werden Erwartungen wohl enttäuscht. Während des ausverkauften Konzertes gab es viel nerviges Rumschlurfen von alten Herren, die die Toilette aufsuchten, oder enttäuscht dreinblickenden Paaren, die die Halle vorzeitig verließen. Ist mir selten so drastisch aufgefallen.

Auch während andere Zuschauer noch fleißig bei ausgeschaltetem Saallicht applaudierten und auf eine Zugabe hofften, verließen hunderte bereits fluchtartig, fast panisch die Halle, um dem kommenden Parkplatzchaos zu entgehen. Ebenso wie die vielen Leute, die trotz Gong um 19.55 erst nach 20 Uhr bräsig die Halle betreten und dann im Dunkel ihren Platz suchen. Respektlos dem Künstler und den anderen Fans gegenüber. In Berlin war das in den letzten Jahren deutlich entspannter.

Womit Düsseldorf auch bei kleineren Konzerten – gut 5.400 Zuschauer fasst die bestuhlte Halle – ein Problem hat, ist der Verkehr. Schon zum Einlass um 18.30 gab es lange Schlangen vor den Kassenautomaten, um ein Ausfahrtticket zu ziehen. Nach Abschluss des Konzertes war der Großteil der Parkeinweiser verschwunden und hinterließ so das übliche Parkplatzchaos. 45 Minuten dauerte es, um auf die angrenzende Bundesstraße zu gelangen. Auch weil jeder Besucher einzeln seine Ausfahrtskarte in den Automaten stecken musste. Vor uns hatten sich auch die beiden von winkenden Fans umringten Beat The Streets Tourbusse im Parkplatzchaos festgefahren und brauchten auch über 30 Minuten um das Gelände zu verlassen. So sitzen wir zum Abschluss nochmal eine halbe Stunde mit Bob im selben Boot. Bis hoffentlich zum nächsten Mal, dann sicher wieder in Berlin.

Setlist:

  • All Along the Watchtower
  • It Ain’t Me, Babe
  • I Contain Multitudes
  • False Prophet
  • When I Paint My Masterpiece
  • Black Rider
  • My Own Version of You
  • To Be Alone With You
  • Crossing the Rubicon
  • Desolation Row
  • Key West (Philosopher Pirate)
  • It’s All Over Now, Baby Blue
  • I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You
  • Watching the River Flow
  • Mother of Muses
  • Goodbye Jimmy Reed