Sonntag
Lilacs & Champagne sind ein Projekt von Alex Hall (Gitarre) und Emil Amos (Schlagzeug, Gitarre) den Machern von Grails einer Postrock und Instrumentalband aus Portland, USA.
Ergänzt durch Keyboard und Bass/Beats/Effekte kamen sie in den Roten Salon und Ihre Musik besticht durch eine Vielzahl von interdisziplinären Musikelementen. Psychedelische Gitarren, Trip-Hop Beats, allerlei Effekte, elektronisches Geplucker, Soundsamples und Collagen. Das alles fügen sie zu hypnotischen Songs zusammen. Bei Ihren Konzerten wird das ganze durch Schnipsel aus alten 70iger Jahre Filmchen untermalt, die krisselig, verwackelt, unscharf, überbelichtet und wahllos aneinander gereit in den typischen 70iger Farben daherkommen. Das ist recht hübsch anzusehen und gibt dem ganzen einen schönen Rahmen und es ist faszinierend, was alles (mitunter für ein Quatsch) auf Zelluloid gebannt wurde. Lilacs & Champagne gaben ein etwas kurzes, wenngleich ausgezeichnetes Gastspiel von 45min bestehend aus den Songs, Ihrer bisher schon 3 Platten umfassenden Diskographie. Der Sound war exzellent und mir gefiel besonders das Schlagezugspiel von Emil Amos (dem Mastermind der Band) welches im Mittelpunkt stand und seine lässigen und atemberaubenden Fills und sein toller „Drumsound“ waren großartig. Nicht unerwähnt lassen möchte ich den Mann am Keyboard, Jay Clarke, der fantastisch war und dem Ganzen den musikalischen Rahmen gab, in dem sich die Gitarre und die Beats und Effekte wohltuend entfalten konnten. Ich stand direkt vor Ihm und konnte seinem Spiel zusehen und „hören“ wie wichtig er für den Sound an diesem Abend war. Gerne wieder. Und Dank an Marc Weiser dass er immer wieder tolle Bands in die Stadt holt. Der Rote Salon ist natürlich auch ein großartiger Veranstaltungsort.
Mittwoch
Interpol, die „Kings of Cool“ aus New York kamen mit Ihrem neuen Album „El Pintor“ zurück nach Berlin. Mit dem Album haben sie die „Kurve bekommen“, nachdem mich Ihr Vorgängeralbum aus dem Jahr 2010 doch arg ratlos zurückgelassen hat. Das 80minütige Konzert in der Columbiahalle war gut bis sehr gut und das lag vor allem auch daran, dass sich Ihre neues Songs wunderbar in das Set einfügten und keinen Schwachpunkt darstellten (wie noch 2010 wo sich die neuen Songs wie Fremdkörper im Konzert anfühlten). Daniel Kesslers toller Gitarrensound mit all den bekannten Riffs der großen Interpol Hits begeisterte wie immer, die Stimme von Paul Banks scheint nicht zu altern und hat immer noch diese unverwechselbare Eindringlichkeit und der Tour Bassist erfüllte solide seine ihm zugewiesen Aufgabe. Ich muss jedoch sagen, dass er schon anders klingt als die „Ikone“ Carlos “D” Dengler. Aber, das darf gesagt werden, sein Bass- Intro zu „Evil“ war großartig dargeboten. Und Sam! Sam Fogarino! Der Älteste der Band, der mit der schicken Brille, dem akkuraten Haarschnitt, der, der den „Laden“ so prächtig zusammenhält und die personifizierte Coolness schlechthin zu sein scheint. Ich bin jedesmal begeistert, was er in seiner „Drum-Kanzel“ so präzise, druckvoll, klar und deutlich zusammentrommelt. Toll! Es gäbe den Interpol Sound nicht ohne ihn.
Höhepunkte des Sets waren für mich „Leif Erikson“, „The Lighthouse“, „Pioneer to the Falls“, „Slow Hands“ und alle 6 neuen Songs von „El Pintor“ Das Kapitel „Interpol live“ ist für mich noch nicht abgeschlossen, obwohl ich finde, dass eine Band mit dem Œuvre mindestens 90min+ spielen muss. Daran hapert es!
Donnerstag
Nach all den flotten Akkorden kamen Lambchop zum musikalischen Wochenabschluss sehr gelegen. Im wunderschönen Heimathafen Neukölln kehrten sie nach gut 2,5 Jahren nach Berlin zurück und präsentierten uns ihr 2000er Album „Nixon“ in kompletter Länge. Dieses Album wurde von der Kritik hochgelobt und stellte auch für die Band den kommerziellen Durchbruch dar.
Wie 2012 (siehe Jahresrückblick 2012) bestachen Kurt Wagner und Band mit der Ihnen eigenen und sehr beeindruckenden musikalischen Harmonie. Schon bei den ersten Worten und Takten des ersten Songs „ The Good Old Shoe“, wenn Kurt singt, „The gold stereo, Stretches out the sound” stellt sich dieses warme, wohlige Gefühl ein, dass einen fortan durchströmen sollte. Wunderbar!
Der Sound Im Heimathafen war an diesem Abend ganz außergewöhnlich und man konnte jede noch so kleine, feine Nuance hören, jede sanfte Berührung des Schlag-Besens auf der Snare oder auf dem Ride Becken, die großartigen und feinen Bassläufe sowie den markanten Saxofon- und Klarinettensound. Begleitet wird all das von 2 Gitarren aber eben auch von Tony Crow´s wunderschönem Klavier und Keyboardspiel welches die „Bridge“ zwischen all den Instrumenten darstellt und eine so liebliche Eleganz dem Lambchop´schen Sound verleiht. Das bereitet große Freude und war traumhaft anzuhören. Kurt Wagner, dem man Stunden lang zuhören möchte, schien mit seiner Stimme förmlich „zu spielen“ und „zu musizieren“, so, als wenn er alle Möglichkeiten ausloten wolle, die Ihm dieses „Gottesgeschenk“ ermöglicht. Toll!
„Nixon“ erstreckte sich auf fast 55 Minuten und unter tosendem Jubel des Publikums kamen sie erneut zurück und spielten 5 weitere Songs. Ein großartiges Curtis Mayfield Cover von „ Give me your Love“ eine fantastische Version „We Never Argue“ (stimmt leider nicht) und sie beschlossen die gut 100 Minuten mit einem Cover von David Bowies „Young Americans“ in einer tollen Lambchop-Version. Funk und Soul Klänge durchzogen den Saalbau und ich kann jedem Leser das Album und ein Konzert von Lambchop nur wärmstens ans Herz legen. Auch wenn ich die Musik und die Konzerte lieber im Sitzen genieße. Danke Lambchop für den Abend! Ein Konzert wie aus einem Guss! Nah an der Perfektion.