Wenn man sich mehrere Konzerte einer Tour ansieht, ist es ratsam, die Shows nicht immer nur aus den ersten Reihen zu verfolgen, sondern das Geschehen auch mal mit etwas Abstand zu betrachten. Für mein zweites Konzert von Nick Masons Saucerful of Secrets wählte ich daher in Düsseldorf eine Position, die sich in etwa in der Mitte der Halle – auf halben Weg zum Mischpult – wiederfand. Die etwas optimistische Planung des deutschen Promoters mit fünf Konzerten in Deutschland und Auftrittsorten wie der Philipshalle (heute Mitsubishi Electric Halle) führten dazu, dass ein Teil der Halle und die oberen Ränge abgehängt werden mussten. So hatte man zumindest das Gefühl in einem vollen Haus zu sitzen.
Von hier aus, hat man einen gänzlich anderen Blick auf das Geschehen. Die Show, und nicht mehr die einzelnen Protagonisten bestimmen den Eindruck, der im Hirn hängen bleibt.
Die Lightshow ist im Geist der frühen Jahre angesetzt. Kein Mr. Screen mit wild tanzenden Vari-Lights dominiert die Bühne. Schon fast reduziert, aber wirkmächtig möchte man den Einsatz der rund 30 Moving-Heads in Verbindung mit ein paar LED-Flutern und Stroboskopen bezeichnen. Ihre Bewegungen sind fast schon als „gemütlich“ zu bezeichnen. Trotzdem entsteht eine tolle Lightshow, die das Werk angemessen in Szene setzt.
Die Projektionen auf der Leinwand im Hintergrund fallen erst mit gewissem Abstand auf. In Amsterdam hatte ich sie nur am Rande wahrgenommen. Beim Betreten der Halle entdeckten wir am Mischpult eine Kamera, die über einer von unten beleuchten Glasplatte befestigt ist. Daneben ein Glasschale und ein paar Fläschchen. Die Oil-Slide-Projektionen werden offensichtlich immer noch live hergestellt. Respekt!
Die im Vergleich zum Amsterdamer Carré deutlich größere Halle wurde von Britannia Row auch gleich mit einer zusätzlichen Batterie Subwoofer ausgestattet. Der Sound war bereits in Amsterdam klasse. In Dortmund gefiel er mir noch besser. Knackig und kräftig kamen Nicks Drums in Verbindung mit Pratts Bass daher. Glasklar die Gitarren, das Ganze zusammengehalten von einem breiten Keyboardgewummer, akzentuiert mit Soundeffekten. Die Truppe von Britannia Row versteht ihr Handwerk und setzt immer noch Branchenstandards.
Dieser Abend bot auch eine Premiere Zum ersten Mal spielte Nick auf der Tour an einem Ort, an dem er bereits mit Pink Floyd aufgetreten war. Nick war an diesem Abend in Düsseldorf sehr gesprächig, erinnerte sich an die Konzerte 71 und 72 in der Philipshalle und erklärte etwas zum Hintergrund des eigentlich unvollendeten und daher so kurzen Songs Vegetable Man.
Auch Guy Pratt war redselig. Statt nach dem Nile Song die Anekdote von Gilmours Abneigung den Song zu spielen zu erzählen, beklagte er sich über seine Arbeitsbelastung bei der aktuellen Tour und enthüllte die Geschichte hinter einem der Fotos aus dem Pulse-Booklet. Mehr verraten wir an dieser Stelle einmal nicht. Die Stimmung beim Publikum war klasse, die Band war auch bester Laune. Hier und da gibt es immer mal wieder verpasste Einsätze und kleine Patzer, aber das macht die ganze Sache noch liebenswerten.
Wenn man an diesem Abend Dom Beken am Anfang von Obscured by Clouds an den Sequenzern herumschrauben sieht, wird man unweigerlich an eine große Düsseldorfer Band erinnert, die zu Entstehungszeiten des Songs begann, von Drums und Gitarren abzuschwören nur noch auf Tasteninstrumente, Sequenzer und ähnliche Instrumente zu setzen. Wenn dann noch zu Bike Fahrräder über die große Leinwand huschen, schließt sich der Kreis.
Setlist:
- Interstellar Overdrive
- Astronomy Domine
- Lucifer Sam
- Fearless
- Obscured By Clouds
- When You’re In
- Vegetable Man
- Arnold Layne
- If
- Atom Heart Mother
- The Nile Song
- Green Is The Colour
- Let There Be More Light
- Set The Controls For The Heart Of The Sun
- See Emily Play
- Bike
- One Of These Days
- A Saucerful Of Secrets
- Point Me At The Sky
Das Sigge-Rocktours-Team begleitet Nick Mason und seine Saucerful of Secrets in: