Auch in diesem Jahr ein kleiner Rückblick auf die zurückliegende Konzertsaison.
Was war neu? Ein Jahr ohne einen Besuch im Astra, Bi Nuu und SO36. Dafür gab es spannende Abende im neuen Festsaal Kreuzberg am Flutgraben (Konzertort des Jahres) und einige neue und interessante Auftrittsorte kamen hinzu:
- das wunderbare Live at Sunset in Zürich (Norah Jones)
- den kargen Internet Explorer (AG Form)
- den großartigen Hamburger Nochtspeicher (Kevin Morby)
- den kleinen Sabotage Club in Lissabon (Motorama)
- den Ehrenhof in Düsseldorf (Kraftwerk)
- den klein anmutenden Bruder des Berghains, das SchwuZ in Neukölln (Mogwai)
- und das edle Silent Green im Wedding (Noveller).
Die Konzertentdeckungen waren in diesem Jahr u.a. Heim, Schnipo Schranke, Hannah Lees, AG Form, Wolf Mountains, Cult Hands, All diese Gewalt, Perilymph, Jawbones, Cameron Avery und Cian Nugent.
Hier die 35 interessantesten Konzerte in diesem Jahr:
35. Manuela- Maschinenhaus in der Kulturbrauerei
Nick McCarthy ( Ex-Franz Ferdinand) und seine Frau Manuela mit Band (wohl) erstmalig live in Deutschland. Ich fand es charmant und kurzweilig.
34. Schnipo Schranke-Festsaal Kreuzberg
Direkt. Klar. Deutlich. Schräg. Keine Berührungsängste in Wort und Bild.
33. Arab Strap- Frannz
Vollgepackter Frannz bei einem Ihrer raren Live Auftritte im Rahmen des Pop Kultur Festivals. Sehr gut!
32. Hannah Lees-Jenseits von Millionen
31. Cult Hands-Berghain Kantine
Psych. Kraut. Motorik. Riffs. Beats. Dennis Schulze der Frontmann. Dazu Odd Couple. Fertig ist die Schose. Toller Live Auftritt. Ein Musikkauf lohnt sich.
30. Tropic of Cancer- Berghain
Camella Lobo und Taylor Burch vom „Blackest Ever Black“ Label ( Raime, u.a.) beschallten mit Ihren elektronischen Klängen den Betonbau. Perfekter Abend. „Hardest Day“ (erster Song des Videos) grandios.
29. Chelsea Wolfe- Berghain
Passender Ort für die Gothic Rock Queen. Guter Auftritt in diesem Jahr.
28. Real Estate-Lido
Steigerten sich im Verlauf des Abends. Mit neuem Gitarristen. Der machte seine Sache außerordentlich gut.
27. All diese Gewalt- Lido & Kesselhaus
„Morgen alles anders. Morgen alles neu“. Sehr stark im Lido und erneut etwas kürzer im Kesselhaus. POP Kultur Festival.
26. Wolf Mountains- Bei Ruth
Kevin Kuhn singt und trommelt stark. Das Bindeglied zum Publikum. Neues Album im Gepäck. Trotz aller technischen Schwierigkeiten zu Beginn, ein guter Auftritt der drei „Wölfe“.
25. Noveller- Palais in der Kulturbrauerei & Silent Green
2x in diesem Jahr. 2x Hervorragend.
24. Alvvays- Musik und Frieden
Molly Rankin und Band mit Ihrer sehr guten neuen Platte „Antisocialites“ in Berlin. Klasse Konzert.
23. Odd Couple – Jenseits von Millionen & Festsaal Kreuzberg.
Tammo “Bonham“ Dehn (Drums). Jascha Kreft ( Gitarre). Und Dennis Schulze von Cult Hands am Korg und mit diesem fett klingenden Bass. Live und auf Platte ausgezeichnet.
22. AG Form– Internet Explorer
Es gibt weitaus bessere Orte, als seinen ersten Advent im Schatten des hässlichsten Berliner Hotelbaus in einem kalten Neuköllner Club zu verbringen. Die Fensterscheiben sind beschlagen und mit schwarzem Stoff zum Schutz gegen die Kälte abgehangen. Feine Rinnsale ebnen sich den Weg auf dem Glas und ein schummrig, diffuses Licht dient zum müde bleiben. Die Bar hat geöffnet. Die Instrumente sind aufgebaut. AG Form präsentieren im Rahmen einer „Record Release Show“ ihr prächtiges Debütalbum. Die knapp 70 Minuten entschädigen für die weite Anreise und die „inneren Rahmenbedingungen“. Der Sound war erstklassig und die 4 Musiker spielten einen lässigen Set Ihrer jazzigen-instrumentalen Musik.
Ein Albumkauf ist dringend zu empfehlen.
21. U2 – Olympiastadion
20. Portugal The Man- Musik und Frieden
Kleiner Club. Großer Auftritt.
19. Norah Jones- Live at Sunset
Schöner Ort. Wunderbares Konzert.
18. Christiane Rösinger- Festsaal Kreuzberg
Rundum gelungener Abend in „Ihrem Festsaal“. Charmant und markant. Mit Lebens- und Leidensgeschichten unserer Zeit. Verpackt in schönen Melodien.
17. Motorama-Sabotage Club
Nach dem hervorragendem Konzert im Lido nochmal in einem kleinen Club an der Atlantikküste. Vorzüglich.
16. Godspeed You! Black Emperor-Festsaal Kreuzberg
Nach dem durchwachsenem Auftritt vor 2 Jahren im Huxleys, kam die Montrealer Band mit neuem Album zurück nach Berlin und spielte ein fabelhaftes Konzert.
15. Gorillaz-Max-Schmeling Halle
Damon! Damon! Eine triumphale Rückkehr nach Berlin.
Hier live mit einem der besten Songs der neuen Platte, “We got the Power”. Mit Beth (Vocals) von den Savages. (leider war kein vernünftiges Video aus Berlin zu finden und Beth war in Berlin “nur” auf der Leinwand zu sehen mit Ihrem Vocalpart).
14. Cameron Avery-Maze
Der Crooner in Kreuzberg. Vor ca. 15-20 zahlenden Gästen spielte er ein berührendes Set. Keyboard. Gitarre. Loops. Effektgeräte. Mikrofon und seine Stimme. Mehr brauchte es an diesem Abend nicht um 90 Minuten zu glänzen.
13. Cian Nugent-Monarch
Das „C“ wird als „K“ gesprochen. Sprich „Ki-jän“. Es gab natürlich auch ein meisterhaftes Konzert. Seine tolle Platte „Night Fiction“ gab er fast in gesamter Länge zum Besten. Der Monarch war dazu der passende Ort. Ein Virtuose an der Gitarre. Ich hoffe, er wird so erfolgreich wie Kevin Morby.
12. Forest Swords– Berghain
Dröhnende Basslinien. Zerhackte Vocalsamples. Elekronische Schlagwerk. Gitarrenakkorde. „Compassion“- “Barmherzigekeit” heißt das neue Album von Matthew Barnes (Forest Swords). Sehr zu empfehlen. In diesen Zeiten.
11. Tricky-Festsaal Kreuzberg
Mannomann. Was wurde im Nachhinein gezetert. Wie gingen die Meinungen doch auseinander. Ich meine, was erwartet man wenn auf ein Tricky Konzert geht? Eine konsistente, perfekte Darbietung mit allen Hits aneinandergereiht und zu eng gewebten 90 Minuten? Hier mein Kommentar zum Konzert:
„Unendlicher Schmerz. Das schwarze Unterhemd, diese „Zwangsjacke“ aus feinem Ripp, derer er sich den gesamten Abend versucht zu entledigen. Wie ein Raubtier, dass aus jeder Pore Gefahr versprüht markiert er sein Revier- die Bühne! Wie ein Getriebener, wild, hungrig, unberechenbar und voller Überraschungen! Er choreografiert und dirigiert seine Band. Abgang nach 20 min ohne wirklich erkennbaren Grund.
Fantastische 105 min. Am Ende in bester The WHO Manier legt er Hand an das Kit. Was für ein Abend, Danke Tricky“
9. Swans- Berghain
Als ich vor 3 Jahren das Berghain weit nach Mitternacht verlassen hatte, habe ich mir geschworen, diese Erfahrung brauche ich nicht nochmal. Ein physisches, fast 3 Stunden andauerndes Martyrium, welches so laut war, das selbst geschützte Ohren im Nachgang noch klingelten. Doch so ist das mit den Vorsätzen. Swans hatte in diesem Jahr die letzten Konzerte Ihrer Bandgeschichte angekündigt, bevor sich die Formation um Bandleader Michael Gira wohl endgültig auflöst. Das war Grund genug, dem Berghain und den “Königen des experimentellen Rock” erneut einen Besuch abzustatten. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Band hat Ihr exzellentes Live Doppel- Album „ Deliquescence“ fast komplett aufgeführt. Michael Gira, der, so wird behauptet, immer ohne Ohrenschutz die Lärmorgie seiner Band dirigiert und inzwischen angeblich kaum noch was hören soll, hat auch an diesem Abend seine fantastische Band im Stile eines Schamanen magisch durch die 2,5 h geleitet. Grandioses Konzert.
Swans? Nur im Berghain und immer wieder!
8. Interpol- Kraftwerk Rummelsburg
15 Jahre „Turn on the Bright Light“. Ihr Debütalbum. Dazu diese Tour und das Album in kompletter Länge dargeboten. Kein Grund für ein Fernbleiben. Perfektes Set.
7. The XX -Arena
Letztmalig hatte ich die Band 2012 gesehen und war nicht restlos überzeugt. Dieses Jahr, in der riesigen Arena in Treptow, brummten die Bässe und schoben die Beats. Tolles drittes Album. Dazu die 2 überragenden Stimmen. Prima Konzert.
6. Mogwai – Columbiahalle & SchwuZ
2 Konzerte der Postrock Masterminds in Berlin, die mit Ihrem aktuellen und sehr gutem Album “Every Country´s Sun” auf Tour sind. Bester Moment: “Remurdered” im SchwuZ. Hölle!
5. Slowdive- Festsaal Kreuzberg & Huxleys
Nach einem sehr guten Konzert im Festsaal Kreuzberg erneut großartig im Huxleys.
4. Karies- Berghain Kantine
Für mich die spannendste deutsch Band derzeit. Hoffe auf das neue Album in 2018. 2 neue Songs gab es bereits in der Kantine.
3. Kevin Morby- Nochtspeicher & Quasimodo.
Seit 4 Jahren beständig unter den Top 3.
2. King Gizzard & The Lizard Wizard-Festsaal Kreuzberg
Es fehlt nur noch die Schuluniform. Stu Mackenzie, der Anführer der 7-köpfigen Band aus Australien, hat in seinen besten Momenten die Aura eines Angus Young von AC/DC. Wild, schräg und leidenschaftlich. Das musikalische Spektrum der Band ist natürlich weitaus vielfältiger und vielschichtiger als das Ihrer Landeskollegen. 5 Albenveröffentlichungen in diesem Jahr mögen ein wenig übertrieben wirken. Doch spiegeln sie nur den kreativen Output der Melbourner wieder.
2 Schlagzeuger, 3 Gitarren, Keyboards und Bass wirbelten den ausverkauften Festsaal samt Besucher gehörig durcheinander. Doch bevor das wilde Treiben begann, kam vom Band- wie sollte es anders sein, „High Voltage“ von AC/DC. Danach begannen aufregende 90 Minuten, die am Ende von einer gemeinsamen Perfomance mit King Khan gekrönt wurde. Der Festsaal stand Kopf. Unvergessener Abend. Platz 2!
Platz 1 und Konzert des Jahres: Nick Cave and The Bad Seeds- Max Schmeling Halle
Und ich dachte, ich habe alles gesehen und gehört. Was für ein Trugschluß. Nick Cave und seine Bad Seeds schufen an diesem Oktobertag einen Monolithen von einem Konzert. Eine Messe. Eine Offenbarung. Für die Ewigkeit in mein Herz gemeißelt. Mit JP:-)
Henning unsere Eindrücke niedergeschrieben. Danke Nick. Platz 1.
Bis zum nächsten Jahr.