ExHex, 20.Februar 2015, Magnet (44)Wenn man unter dem Eindruck eines rasanten Abends steht der weit nach Mitternacht endet, kann es schon mal vorkommen, dass man sich gern in Superlativen verliert. So auch am Freitag im Magnet.

An diesem Abend stellte sich die amerikanische Band EX HEX im Rahmen des Indiekollektivs zum ersten mal dem Berliner Publikum vor. Mary Timony (Gesang, Gitarre), Betsy Wright (Bass, Gesang) und Laura Harris (Schlagzeug, Gesang) sind 3 Musikerinnen, die sich 2013 zusammengefunden und im Oktober 2014 ihr Debütalbum „Rips“ veröffentlicht haben. Punk Rock, Garage Rock, Alternative Rock usw. sind all der genrespezifische Bezeichnungskram der Ihrer Musik zugeschrieben wird. „Rips“ habe ich auf und ab gehört und fand es gut, wenngleich nicht überragend. Pitchfork hat das Debüt mit 8.4/10  als „Best New Music“ eingestuft. Oha! Mit Sicherheit liege ich falsch!

Die Platte hat natürlich einige tolle Nummern doch überschwänglich begab ich mich nicht auf den Weg zur Kreuzberger Seite der Warschauer Brücke.


Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich vorallem wegen Mary Timony den Weg angetreten bin, da ich sie bereits zu Ihrer Zeit bei Wild Flag (live im Lido 2012) für ihr Gitarrenspiel bewundert habe. Von Ihrem Gitarrenlehrer ist über sie zu lesen, [dass], “she came to us a prodigy. You can’t teach what she has”. Den erneuten “Beweis” wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

EX HEX wurden an dem Abend von der Dubliner Band Princess supportet, von denen ich im Vorfeld einige Lieder gehört habe und ich fand Ihren Auftritt auch sehr gut. Kraut, Motorik, Psych, Indie, Pop, usw. umspannen Ihren abwechslungsreichen Sound und mal schauen was da noch so kommt.

Dann kamen EX HEX!

Was sofort auffiel, nachdem sie mit “Don’t Wanna Loose” eröffneten, war die Bühnenpräsenz und das großartige Bassspiel von Betsy Wright ! Wo hat Mary Timony bloß  diese tolle Musikerin  “ausgegraben” um EX HEX zu formieren, dachte ich noch und mit einem der besten Stücke von “Rips” “Waste your time”  ging es gleich weiter.

Was mehr als deutlich zu sehen und zu hören war, ist, dass  Mary und Betsy wunderbar harmonieren und sich gegenseitig befeuern und mit einem “Call and Response” ähnlichen Spiel Ihre knapp 3 Minuten Songs noch druckvoller ausgestalten als auf Platte. Ihre Rockstarposen wirken niemals peinlich und haben was berührendes, da ich finde, dass sie großen Spaß am Spiel haben und gern auf der Bühne stehen. Toll!

Mary Timony spielte Ihre Solis weitaus “dreckiger” als auf Platte und “gniedelte” bis zum niederknien jedoch immer auf den Punkt! (“New Kid”, “Radio On”, “You fell apart” ”Outro” und  insbesondere “WarPaint” ). Göttlich!

ExHex, 20.Februar 2015, Magnet (70)

Mit allem Nachdruck stellten die 3 Musikerinnen Ihr ganzes Können in dem  Song “Beast” unter Beweis, den sie auf ca.  5- 6 Minuten als “extended Version” ausdehnten und Timony, Wright und auch Harris knallten uns den Song förmlich um die Ohren. Der Höhepunkt des Abends! Timony war atemberaubend an Ihrer  Gitarre und ist für mich eine der besten Rockgitarristinnen derzeit.

Wenn ich die Nummer Ihres Lehrers parat gehabt hätte, hätte ich ihn sofort angerufen und Ihm meine Bewunderung für seine Einschätzung zuteil werden lassen.

Während des Gigs dachte ich fortlaufend “Supergroup” wohl wissend, dass Bands die mit solchen Superlativen bedacht wurden, eine relativ kurze Verweildauer hatten. Egal!

Mit dem wohl besten Song der Platte “Everywhere“ beendeten sie den regulären Set und unter stürmischem Jubel des fast ausverkauften Magnets kamen sie für 2 zackige Zugaben nochmal zurück. Nach gut 50 Minuten ging das Spektakel zu Ende. Wow!ExHex, 20.Februar 2015, Magnet (8)

Begeistert verließ ich den Club und hatte ein erstklassiges Konzert erleben dürfen und voll überschwänglicher Eindrücke hoffe ich [zumindest], dass diese “Supergroup” ein wenig länger Bestand haben wird als viele Ihrer Vorgänger.

Ein Konzertbesuch lohnt sich allemal! Und: Pitchfork hat recht!