Am Ende kommt der Sommer dann doch noch nach Berlin. Und Barack Obama. Und Portishead. In der Zitadelle Spandau gibt die Band ein mitreißendes Konzert und schlägt eine Brücke vom Trip-Hop zum Kraut-Rock.
29 Grad, tiefblauer Himmel. Ein perfekter Abend für Portishead, ihre gleichzeitig elegante und wüste Musik unter freiem Himmel zur vollen Entfaltung zu bringen. Die Band hat es nach einer langen Pause von 1999-2008 geschafft, nicht als müder Aufguss der Großtaten aus den 90ern wieder auf die Bühne zurückzukehren, sondern hat sich selbst generalüberholt: Mit dem dritten Album wurde das Repertoire der Band um krautrockige Motorik-Beats, metallische Industrial-Klänge, abstrakte Drones und folkige Elemente erweitertet. Das Material aus den drei Alben wird an diesem Abend bunt gemischt nebeneinander gestellt. Zusammengehalten werden die Stücke von Adrian Utleys tremolosatter Surf-Gitarre und natürlich von Beth Gibbons, markanter, klagender und raunender Stimme.
Einige der Höhepunkte dieses famosen Konzertes: Der zarte Song “The Rip”, der in ein pulsierendes Synti-Outro umkippt, “Wandering Star” in der minimalistischen Version für zwei leicht angezerrte Gitarren und eine leicht angezerrte Sängerin, “Machine Gun” mit dem wüsten Metallschlagwerk und dem apokalyptischen Sonnenaufgang im Outro, “We Carry On” als Ausklang bei dem die Band das Motorik-Pedal aufs Bodenblech durchdrückt.
Ein sehr schöner Abend in Spandau. Nachdem Portishead die Bühne verlassenen haben, scheppert der Beat von “Trans Europa Express” aus der PA. Poznan, wir kommen.
Setliste
1. Silence
2. Nylon Smile
3. Mysterons
4. The Rip
5. Sour Times
6. Magic Doors
7. Wandering Star
8. Machine Gun
9. Over
10. Glory Box
11. Chase the Tear
12. Cowboys
13. Threads
Zugabe:
14. Roads
15. We Carry On
Berliner Zeitung
http://www.berliner-zeitung.de/musik/portishead-in-der-zitadelle-spandau-der-musikalische-diskurs-der-moderne,10809182,23444222.html
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